«Fruits of Life« Tanzzyklus Kunstbuch mit Fotografie und Text Performative Lesung Konzept Schmalz-Gombas ___________________________________________________________________ Tanzzyklus – Life Acts Unterschiedliche Tanzpositionen Die Tänzer*Innen -delta RA^i und Julia Funk, Wiesbaden/Berlin -Wilma Vesseur, Trogen -Robert Steijn, Amsterdam -Anna von Siebenthal, Luzern -‘Dance me to the end - das Tanzkollektiv‘ Tänzer:innen minus60plus aus der Deutschschweiz Angela Stöcklin/Jeanette Engler/Tina Mantel/Ivan Wolfe/ Gisa Frank/Katharina Vogel/Angelika Ächter/Anna Huber -Renee Schmalz und Sängerin Gabriella Gombas, Gottlieben Videoinstallation im Eingagsbereich der Performance -Jonas Ruedi, Wängi ____________________________________________________________________ Buch Texte Fotografische Inszenierungen -Franz Hohler, Zürich -von allen Tänzer*Innen -Johannes Lothar Schröder, Hamburg -Anita Kaya, Wien -Veronika Fischer, Konstanz -Jonas Ruedi, Wängi -Sabine Brönnimann FährFrau, Zürich -Gabriella Gombas, -Barbara Marie Hofmann, Konstanz Tägerwilen Grafik -Annabelle Höpfer Grafikstudio ah, Konstanz Lektorat -Fritz Franz Vogel, Diessenhofen -Heike Meyer Popup-Poesie, Konstanz Verlag -edition abcdefghijklmnopqrstuvwxyz Fritz Franz Vogel, Diessenhofen ____________________________________________________________________ Produktionsbegleitung -Jacques Erlanger kulturvermittlung.ch, St. Gallen ___________________________________________________________________ Performative Lesung zur Buchvernissage -3. Okt 2024 im Apollo, 8280 Kreuzlingen -14. Dez 24 in der Tigerfinklifabrik, 8253 Diessenhofen Eintritt 19:30 Uhr Autorinnen Barbara Marie Hofmann / Veronika Fischer Stimmmlandschaften Gabriella Gombas Im Anschluss an die Lesung findet eine offene Gesprächsrunde statt. Moderiert von Fritz Franz Vogel, mit den drei Akteurinnen und einigen Künstler*Innen des Gesamprojektes. Die Tanz Performances finden statt -1. und 2. November 24 Kult-X, Kreuzlingen/Konstanz, 19:30 Uhr -22. und 23.Februar 25 Lokremise, St.Gallen, Zeiten folgen noch Eintrittszeiten: nähere Angaben folgen
Das Buch
Fotografische Inszenierungen – acht Beiträge
Texte – fünf Autor*Innen
Die Tanzperformances
Der Körper als Gefäss der Zeit – Eine Spurensuche
Ein Tanzzyklus, der unterschiedlichste Tanzstile und Tanzpositionen zusammenführt zum Thema der Tanz und das Alter. Dazu eingeladen sind unterschiedliche Tänzer*Innen/Duos/Tanzgruppen aus verschiedenen europäischen Ländern, die je eine eigenständige Tanzperformance ausarbeiten. Sie sind zwischen 28 bis 74 Jahre alt und beleuchten das Thema Alter aus ihrer ganz persönlichen Perspektive heraus.
Tanzen im Alter verliert sich nicht mehr im konventionellen Rausch der Jugend, es wird vielmehr angetrieben von Impulsen die intensiv, extrem freudig, extrem schmerzhaft oder dann extrem schlicht sein können. Das Flehen, nicht mehr der funktionierende, leisungsgetriebene und gebändigte Mensch zu sein um wieder Wasser, Feuer, Erde, Greis oder Girl zu werden.
Ich bin nicht nur was Du denkst – ich stehe auch für etwas anderes: Mensch sein mit Zugang zu seinen unendlich ozeanischen Tiefen, zu einer uralten, niemals zu zähmender Kraft. Vielleicht gelingt es uns, diese Tiefen auszuloten und das Alter in einen ungeahnten, sichtbaren Reichtum zu verwandeln, so dass sich das Letztendliche im Leben erfüllen kann – die Früchte des Lebens zu pflücken.
Der Tanz-Körper im Alter ist von der eigenen, subjektiven Lebensgeschichte durchdrungen. Diese nagt an der Substanz des Körpers, an der Ausrichtung im Tanzgeschehen. Das Altern ist in sich subversiv, bewegt sich auf geheimen Pfaden und dringt ungefragt in das Alltagleben, Erleben und in die künstlerischen Prozesse ein. Ein alternder Körper ist der unmittelbare Ort, um die Vergänglichkeit unseres Seins auszudrücken. Die Tänzer*In transportiert diese Körperbotschaften in seine Performance hinein. Die Spuren und Einschreibungen der persönlichen wie kollektiven Lebensgeschichten liegen sichtbar offen und sind Aufforderung, sich der eigenen körperlichern Endlichkeit und Fragilität zu stellen.
Fruits of Life ist ein Tanzzyklus, in dem Verbindungen von Lebenslauf und Werklauf gesucht werden – Versuche, den tänzerischen Körper auch im Alter noch frei zu lassen, das Erstarren zu verflüssigen. Ein sichtbar gemachter Prozess aus aberhundert kleinen, grösseren und winzigen Abschieden – ein inneres Vorbereiten auf den grossen Abschied, den eigenen Tod.
Werden die Bewegungen im Alter ernster oder komischer? Katapultieren wir den Körper immer noch in den Raum? Stossen ihn ab? Ziehen uns gegenseitig an? Toben uns aus? Fallen hin? Küssen den Boden?
Tanz und Alter ist eine Disziplin, bei der bisher wenig vorgeschrieben ist, wenig Wege versperrt sind, weil sie wenig begangen und daher noch nicht oft kontextualiert worden sind. Eine klärende Rebellion, die Raum lässt für ungewohnte Impulse. Gedanken-Sprünge, die wie Flutwellen die Tänzer*In mitreissen, die wie ein Luftzug den Körper schaukeln, treiben, schwingen.
Das Alter ruft die Liebe zur Ordnung – Liebe ich genug? Liebe ich richtig? Mache ich sie nicht kaputt, wenn ich sie zu ergreifen versuche?
Alles Fragen an den Tanzkörper. So tanzen wir von der dunklen Seite des Mondes her, mit dem tiefen Verlangen nach intuitiver Verwandlung, nach sinnlicher Transformation, in ein wo Anders hin, vielleicht in ein zu sich Selbst.
Tanz und Alter oszillieren zwischen poetischer Offenheit und gradezu schmerzhafter Direktheit. Die Wunden, die der Körper über all die Jahre erleidet, können vernarben und heilen. Die inneren Wunden bewahre ich in mir als Tänzer*In, und wie menschlicher Humus werden sie verarbeitet, so dass durch Tanz und Alter das Wesen und der Körper geformt und umformt werden. Dies enthüllt eine eigene Ästhetik und Schönheit in sich, wie auch das Wissen und die Einsicht um die eigene Verletzlichkeit und Notwendigkeit, sich auf den Wandel einzulassen.
Kostproben
von Franz Hohler zum Buch
Blätterfall
Da wirbeln sie
braun und runzlig
über die Dächer
drehen sich tanzend
um sich selbst
bevor sie zu Boden sinken
um sich nochmals
vom Wind getragen
raschelnd und kichernd
zu überschlagen
und aneinander zu kuscheln
vor Thujahecken
und moosigen Gartenmauern.
Dass Sterben
so lustig sein kann.